Wir alle haben bestimmte Muster, wie wir auf andere Menschen zugehen und wie wir mit uns selbst umgehen. Fanita English, eine wichtige Vertreterin der Transaktionsanalyse, hat zwei Grundtypen beschrieben, die aus frühen Kindheitserfahrungen entstehen: den untersicheren Typ und den übersicheren Typ. Beide sind weder „gut“ noch „schlecht“ – aber sie beeinflussen stark, wie wir uns im Alltag verhalten.
Bist du eher untersicher – angepasst und einordnend?
Menschen mit diesem Grundtyp haben in der Kindheit gelernt, dass sie gemocht werden, wenn sie sich anpassen. Sie vertrauen eher den anderen als sich selbst.
Typische Merkmale sind:
- sie wollen gefallen und Zustimmung bekommen
- sie spüren Unsicherheit und zeigen diese auch
- sie übernehmen ungern allein Verantwortung
- sie sind flexibel, manchmal aber auch konfliktscheu
Im Berufsleben kann das sehr angenehm wirken: solche Menschen sind teamorientiert, rücksichtsvoll und hilfsbereit. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sie sich überlasten, weil sie es allen recht machen wollen.
Praxisimpuls: Probiere heute, eine kleine Entscheidung selbst zu treffen – auch wenn sie nicht jedem gefällt. Sage dir: „Meine Kompetenz zählt.“
Oder eher übersicher – dominant und kontrollierend?
Dieser Typ entsteht, wenn Kinder ihre Eltern als unsicher oder überfordert erleben. Sie lernen: „Wenn ich nichts tue, passiert hier nichts.“ Das gibt ihnen die Überzeugung: Ich kann mich nur auf mich selbst verlassen.
Typische Merkmale sind:
- sie übernehmen Verantwortung
- sie treten sicher und dominant auf
- sie wirken entscheidungsstark, manchmal auch autoritär
- sie vermeiden es, Schwäche zu zeigen.
Im Berufsleben treten solche Menschen oft tatkräftig und verantwortungsbewusst auf. Sie geben Orientierung, packen an und übernehmen Verantwortung. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sie sich überlasten, weil sie anderen wenig zutrauen und vieles allein tragen wollen.
Praxisimpuls: Erlaube dir, auch mal Hilfe anzunehmen. Beziehe andere bewusst ein und übe, Vertrauen zu schenken.
Wie du die Grundtypen im Alltag nutzen kannst
Ob privat oder beruflich: Wenn du deinen eigenen Grundtyp kennst, verstehst du besser, warum du so reagierst, wie du reagierst. Das hilft dir, dich selbst zu akzeptieren – und gleichzeitig flexibler zu werden.
Im Job: Menschen vom untersicheren Grundtyp bringen oft Teamgeist, Flexibilität und Rücksichtnahme ein. Gleichzeitig können sie lernen, eigene Ideen sichtbarer zu machen und Entscheidungen mutiger zu vertreten. Menschen vom übersicheren Grundtyp übernehmen Verantwortung, geben Orientierung und sorgen für Struktur. Für sie lohnt es sich, Aufgaben abzugeben, Vertrauen zu schenken und andere stärker einzubeziehen.
In Beziehungen: Menschen vom untersicheren Grundtyp sind oft aufmerksam, fürsorglich und anpassungsfähig. Eine wichtige Lernaufgabe ist, die eigenen Bedürfnisse klarer zu äußern und Grenzen zu setzen. Menschen vom übersicheren Grundtyp wirken engagiert, beschützend und entscheidungsfreudig. Ihre Herausforderung liegt darin, Kontrolle loszulassen und die Eigenständigkeit des Partners zu respektieren.
Für die persönliche Entwicklung: Beide Typen sind ein Potenzial – kein Schicksal. Je mehr du deine Muster akzeptierst, desto freier kannst du auch mal anders handeln.
Zeit für deine eigene Reflexion
- Wozu neige ich eher: zum untersicheren oder zum übersicheren Typ?
- In welchen Situationen erlebe ich meinen Grundtyp besonders deutlich?
- Was schätze ich an meiner Art, mit anderen umzugehen?
- Wo wünsche ich mir mehr Flexibilität?
- Was ist mein nächster kleiner Schritt?
Indem du dir diese Fragen stellst, öffnest du dir die Möglichkeit, bewusster zu handeln – und mehr Freiheit im Alltag zu gewinnen.
Quelle:
Fanita English & Joachim Karnath (2009): Lebenscoaching
Beitragsbild: mit KI erstellt

