3 Wege zu mehr Zufriedenheit im Leben

21. Juli 2017

Zwei Drittel aller Menschen sind nicht voll und ganz zufrieden mit ihrem Leben!

(Laut einer Umfrage in Deutschland)

Wow! Das sind viele.

Du kannst dich in der Fussgängerzone in ein Café setzen und abzählen: ein Zufriedener, zwei Nichtzufriedene, ein Zufriedener, zwei Nichtzufriedene… Und wenn du dir die Gesichter der Menschen anschaust, kommt möglicherweise die Vermutung auf, dass du diese Zahl der Nichtzufriedenen noch nach oben korrigieren könntest.

Und du?

Zu welcher Gruppe gehörst du?

Zählst du dich zum glücklichen Drittel der Zufriedenen? Dann verabschiede ich mich hier von dir. Du brauchst nicht mehr weiterzulesen.

Aha, du liest weiter. Also gehörst du zu den zwei Dritteln. Schön. Nicht schön, dass du mit deinem Lieben nicht zufrieden bist, sondern dass du weiterliest. Du erfährst jetzt dann gleich, was du tun kannst, um mehr Zufriedenheit im Leben zu erlangen.

Der Grund für die Nichtzufriedenheit

Sicher gibt es komplexe, ausführliche Antworten, wenn es um die Frage nach dem Grund geht. Diese interessieren mich im Moment nicht. Vielleicht funktioniere ich etwas zu einfach, doch für mich ist der Fall klar.

Du bist mit deinem Leben nicht zufrieden, weil du nichts ändern kannst. Du bist das Opfer der Umstände. Der Hauptgrund für Nichtzufriedenheit liegt somit darin, dass du nicht selbst über dein Leben bestimmen kannst. Mindestens empfindest du es so. Du glaubst es. Ist es auch so?

Fehlende Autonomie

In der Transaktionsanalyse nennen wir die Selbstbestimmung Autonomie. Wer ein autonomes Leben führt, fühlt sich nicht als Opfer der Umstände. Oder umgekehrt: wer meint, er könne selbst nichts in seinem Leben ändern, dem fehlt mindestens ein Stück Autonomie.

Wir alle tragen das Potenzial in uns, ein autonomes und somit zufriedenes Leben führen zu können. Weshalb gelingt es nicht, dieses Potenzial auszuschöpfen? Der anfangs 2017 verstorbene Transaktionsanalytiker Claude Steiner hat eine Antwort darauf geliefert.

Das Training, das wir durchlaufen haben

Autonomie umfasst drei Facetten: Bewusstheit (Achtsamkeit), Spontaneität (Flexibilität im Denken, Fühlen und Handeln) und Intimität (Beziehungsfähigkeit).

Die 3 Facetten der Autonomie

Es liegt in der Natur des Menschen, dass sich diese drei Facetten entfalten könnten. Im idealen Fall hätten sie sich seit unserer Geburt kontinuierlich weiterentwickelt. Wir würden uns zu 100% autonom fühlen. Nichtzufriedenheit wäre kein Thema. Dieser Blogbeitrag würde nicht geschrieben.

Leider ist es nicht so.

Nach Claude Steiner hast du verschiedene Trainings durchlaufen. Bereits in unserer Kindheit wurde dir vorgelebt und gesagt, was im Leben wichtig ist und was nicht. Nicht weil dir jemand damit schaden wollte. Nein. Deine Vorbilder hatten schon Vorbilder, die nicht den vollen Zugang zur Autonomie kannten. Deine Bezugspersonen haben dir vermutlich nach bestem Wissen und Gewissen das weitergegeben, das sie selber kannten.

Du wirst auch einiges falsch verstanden oder falsch interpretiert haben. In deiner kindlichen Logik hast du dir Erklärungen für das, was du erlebst erschaffen.

In der Transaktionsanalyse nennen wir diese Vorgänge Skriptbildung. Ein Skript ist ein Lebensplan oder ein Lebensentwurf, den du in der Kindheit entwickelt hast und der dich auch als Erwachsener noch beeinflusst und prägt. Mindestens zeitweise.

Und Claude Steiner nennt es Training oder Grundübungen. Ein Training im negativen Sinn. Uns wurde – oder wir haben uns – Autonomie abtrainiert.

Die 3 Skripttypen

Je nach dem, welche Facette der Autonomie ein besonders strenges Training durchlaufen hat, hast du die Skripttypen unterschiedlich intensiv entwickelt. Meistens ist ein Typ besonders ausgeprägt.

Jeder dieser Typen kann auch so extrem sein, dass die Grenze zum tragischen Bereich überschritten wird. Wir sprechen dann von tragischen Skripts. Darauf gehe ich allerdings nicht weiter ein. Ich gehe davon aus, dass du dich im banalen Skriptbereich bewegst. Das heisst es gibt zwar ein Skript, es ist jedoch nicht krankhaft. Du bist fähig dein Leben zu meistern. Halt einfach mit eingeschränkter Zufriedenheit.

Vielleicht kennst von jedem Typ ein bisschen. Vielleicht ist einer besonders ausgeprägt.

Ich beschreibe dir kurz die drei Typen. Anschliessend werde ich dir Übungen vorschlagen, mit denen du dich von diesen Typen in Richtung Autonomie bewegen kannst.

Typ „lieblos“

Menschen mit diesem Skripttyp haben dann und wann Schwierigkeiten, Nähe zuzulassen, Liebe zu geben und anzunehmen. In manipulativen Spielen erleben sie sich oft als Opfer.

Sie wurden als Kleinkind mit Liebesentzug bestraft oder mit Liebesbezeugungen für Leistungen belohnt.

Dieser Skripttyp führt dich weg von der Intimität.

Typ „kopflos“

Menschen mit diesem Skripttyp haben manchmal Mühe damit, klar zu denken oder zu fühlen. Sie fühlen sich unfähig und wissen nicht, was sie als nächstes tun sollen.

In der Kindheit haben sie erlebt, dass sie in ihrem Denken nicht ernst genommen wurden. Ihre Intuition und ihre Logik wurden abgewertet.

Dieser Skripttyp führt dich weg von der Bewusstheit.

Typ „freudlos“

Menschen mit diesem Skript nehmen oft die natürlichen Signale des Körpers nicht wahr. Das mangelnde gesunde Lustempfinden versuchen sie in irgendeiner Form zu kompensieren.

Sie haben in ihrer Kindheit keinen guten Umgang mit ihren Körperempfindungen erlernt.

Dieser Skripttyp führt dich weg von der Spontaneität.

Das Autonomietraining

Das klingt jetzt alles sehr negativ. Ist es auch. Jeder dieser Skripttypen bringt dich weg von einem selbstbestimmten Leben, weg von einem zufriedenen Leben.

Und jetzt kommt die gute Nachricht!

Es ist möglich, Autonomie zu trainieren. Das frühere Training hat dich von der Autonomie und damit auch der Zufriedenheit weggeführt. Ändere das Training. Drehe es um. Und du wirst dich Richtung Autonomie bewegen. Mehr Zufriedenheit im Leben wird die Folge sein.

Ich stelle dir jetzt dann gleich zu jedem Skripttyp ein Autonomietraining vor. Wähle aus, mit welchem du beginnen willst.

Vorweg noch eine Bemerkung: 100% Autonomie ist nicht möglich. Sei also nicht zu streng mit dir. Absolute Autonomie gibt es nicht. Solange du dich in Richtung Autonomie bewegst, bist du auf gutem Weg. Deine Zufriedenheit wird wachsen.

Falls du Grafiken magst, hier das Ganze nochmal zusammengefasst:

Skripttypen nach Claude Steiner

Nun zum Training:

Training 1: von „lieblos“ zu mehr Intimität

Wie gehst du mit Zuwendung und Anerkennung um? In der Transaktionsanalyse verwenden wir dafür den Begriff Stroke. Gemeint ist damit jede Form, mit der ein Mensch einem anderen zeigt, dass er ihn wahrnimmt.

Mehr zum Thema Strokes findest du in meinem letzten Blogbeitrag.

Im Zusammenhang mit Strokes gibt es gesellschaftliche „Vorschriften“, deren Einhaltungen wir uns antrainiert haben. Claude Steiner nennt es Stroke-Ökonomie.

  1. Gib keine Strokes, es sei denn, du musst!
  2. Bitte nicht um Strokes, auch wenn du sie brauchst!
  3. Nimm keine Strokes an, auch wenn du gerne möchtest!
  4. Lehne keine Strokes ab, wenn du sie nicht möchtest!
  5. Gib dir selbst keine Strokes!

Aus Distanz betrachtet gibt es keinen vernünftigen Grund, diese Regeln einzuhalten.

Da du dir vermutlich diese Regeln über längere Zeit einverleibt hast, brauchst du Training, um davon loszukommen.

Und hier die Übungen des ersten Trainingsprogramm

  • Überlege dir zwei oder drei Personen, bei denen du sein kannst, wie du bist. Die dich auch noch mögen, wenn du Mist baust.
  • Wenn du nächstes Mal eine dieser Personen triffst, gib ihr einen positiven Stroke. Sag ihr etwas, das du an ihr magst. Und es soll etwas sein, das du ihr noch nie gesagt hast.
  • Du weisst nicht, wann du dies Person das nächste Mal triffst? Eine gute Gelegenheit, ein Treffen zu vereinbaren. Rufe jetzt an oder schreibe eine Mail, SMS oder was auch immer.
  • Mache damit weiter, jedes Mal, wenn du diesen Menschen siehst, und achte darauf, was geschieht.
  • Bitte dann diese Menschen auch mal um einen Stroke. Sag ihnen, sie sollen dir etwas Gutes über dich sagen. Höre zu, was sie sagen und nimm es auf.
  • Und dann noch eine Übung für ganz Mutige: stell dich jeden Tag mindestens einmal vor den Spiegel, schau dir in die Augen und sag, dass du dich gut findest. Und als Steigerung, dass du dich liebst.

Zur letzten Übung fällt mir eine eindrückliche Szene aus dem Film Angel A ein. Wenn du magst, schau sie dir an, bevor du dich mit dem zweiten Training befasst.

Training 2: von „kopflos“ zu mehr Bewusstheit

In diesem Trainingsbereich geht es um zweierlei: Enttrübung und Intuition.

Deine Wahrnehmung ist vermutlich manchmal getrübt. Was du hier und jetzt wahrnimmst wird vermischt mit Ängsten oder Überzeugungen aus dem Kind-Ich und/oder Vorurteilen aus dem Eltern-Ich.

Enttrübung heisst, du sortierst. Was nimmst du wirklich wahr? Was sind Vorurteile? Was sind Ängste oder kindliche Überzeugungen?

Die Übungen dazu

  • Beginne das Training mit Situationen, an denen du selbst nicht beteiligt bist. Setz dich beispielsweise in ein Café und hör zu, wie sich Menschen unterhalten. Oder beim Bahnfahren.
  • Analysiere nun eine Aussage eines Menschen. Was hast du gehört und gesehen? Stell dir vor, du wärst von einem anderen Planeten auf der Erde gelandet und wüsstest nichts über Menschen. Keine Interpretation. Achte nur darauf, was du siehst und hörst.
  • Schaue dann, was das Gehörte bei dir auslöst. Ängste, Vorurteile, …
  • Es gibt auch andere Trainingsplätze. Du kannst beispielsweise auch die Natur beobachten. Auch da gilt: erst was siehst, hörst, fühlst du? Und dann, was löst das bei dir aus.
    (Während ich das schreibe fegt ein heftiges Gewitter über unser Haus hinweg – auch eine spannende Trainingssituation.)
  • Wenn du das immer wieder trainierst, wird es dir auch dann, wenn du selbst involviert bist, einfacher fallen, das was im Hier und Jetzt geschieht und deine Ängste und Vorurteile auseinanderzuhalten. Das ist dann schon hohe Schule. Selbst-Enttrübung im Alltag.

Intuition ist Wissen, das dir nicht bewusst ist. Intuition ist eine Schatzkiste. Leider ist dieser Schatz oft verschüttet. Gut entwickelte Intuition kann dir im Alltag gute Dienste leisten. Es lohnt sich also, den Schatz der Intuition zu suchen und freizulegen.

Mit dieser Übung trainierst du deine Intuition

  • Als Trainingsfeld kannst du das gleich nehmen, wie oben. Setz dich in ein Café oder höre beim Bahnfahren anderen Menschen zu.
  • Wichtig ist, dass du entspannt und frei von Stress bist. Setze dich nicht unter Druck.
  • Versuche nun für dich vorauszusagen, wie die Menschen reagieren werden. Was werden sie antworten? Wie werden sie ihre Körperhaltung verändern?
  • Schau nun, was geschieht. Ist deine Vorhersage eingetroffen? Oder nicht? Vielleicht stellst du fest, dass du bei gewissen Themen eine grössere Trefferquote erreichst als bei anderen.
  • Betrachte das nicht als Hokuspokus. Diese Übung hat nichts mit Zauberei oder Wahrsagerei zu tun. Du gibst dir lediglich Gelegenheit, dein unbewusstes Wissen zu Wort kommen zu lassen. Dieses Wissen baut auf Erfahrungen, die deinem Bewusstsein nicht zugänglich sind.

(Klicke hier, um einen Podcastbeitrag zum Thema Intuition zu hören!)

Training 3: von „freudlos“ zu mehr Spontaneität

Hier geht es darum, den Kontakt zu deinen Körperempfindungen herzustellen.

Diese Übungen helfen dir dabei

  • Du brauchst für diese Übung einige Minuten Zeit, in denen du nicht gerade mit einer Aufgabe beschäftigt oder in ein Gespräch verwickelt bist. Zu Hause auf dem Sofa, unterwegs im Zug oder draussen im Park.
  • Wenn du magst, schliesse deine Augen.
  • Nimm wahr, was um dich herum ist. Gegenstände, Menschen, Tiere, Gerüche, Töne. Wie sehen sie aus? Wie riechen sie? Wie tönen sie? Versuche nicht alles gleichzeitig wahrzunehmen. Richte deine Aufmerksamkeit jeweils auf etwas und gehe erst nach ein paar Sekunden zum nächsten.
  • Als nächstes achte auf deine körperlichen Empfindungen. Wo spürst du etwas? Was spürst du? Beschreibe in deinen Gedanken dir selbst, was du empfindest. Nimm dir genügend Zeit dafür.
  • Wechsle ein paar Mal zwischen der äusseren und der inneren Wahrnehmung. Ende mit der inneren Wahrnehmung deiner körperlichen Empfindungen.
  • Frage dich nun, was dein Körper braucht. Nahrung? Bewegung? Entspannung? Schlaf?
  • Gib deinem Körper, was er braucht. Wenn das nicht sofort möglich ist, setze dir bewusst einen Zeitpunkt. Und stille dann die Bedürfnisse deines Körpers.

Um das das Körperempfinden zu trainieren, gibt es auch weitere Möglichkeiten. Mir tut es beispielsweise gut, wenn ich in die Massage gehe. Ich spüre dann meinen Körper und merke, wie sich etwas verändert. Ich kann es dir sehr empfehlen!

Übung macht den zufriedenen Meister

Möglicherweise kommst du dir bei den Übungen am Anfang doof vor. Möglicherweise klappt es nicht so, wie du es dir vorstellst. Mein Rat: mach weiter.

Die Trainings, die ich dir vorgestellt habe, dienen dazu, deine Autonomie zu fördern. Je autonomer du lebst, umso weniger wirst du dich als Opfer der Umstände erleben. Und – darum geht es in diesem Beitrag – du wirst mehr Zufriedenheit in deinem Leben erlangen.

Schiebe nicht auf.

Beginne gleich jetzt mit einer der Übungen. Und schreibe unten einen Kommentar, wie es dir damit ergangen ist. Ich bin gespannt.

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