Die Haltung ist mehr als die halbe Miete

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2. April 2019

Podcast-Episode zu diesem Beitrag

Mit Sozialkompetenz auf Du
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Die Haltung ist mehr als die halbe Miete
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Menschen sind …

Stopp! Bevor du weiter liest: nimm dir einen Moment Zeit, um den Satz in der Überschrift zu ergänzen. Wie sind Menschen deiner Ansicht nach?
Menschen sind …


Du hast dir gerade einige Gedanken zu deinem Menschenbild gemacht. Dein Menschenbild ist eine ganz wichtige Komponente deiner Sozialkompetenz. Dein Menschenbild beeinflusst deine Haltung dir selbst und anderen gegenüber. Und deine Haltung ist die Grundlage von Sozialkompetenz und sozial kompetentem Verhalten.

Steckt beispielsweise irgendwo in dir die Überzeugung, dass die Menschen sowieso alle blöd sind, ist der Umgang mit anderen wahrscheinlich eher schwierig und konfliktträchtig. Ganz zu schweigen vom Umgang mit dir selbst. Und selbst, wenn du dich vom Blödsein ausschließt und für dich nur alle anderen blöd sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du nicht als Person mit hoher Sozialkompetenz wahrgenommen wirst.

Ich will dir nichts unterstellen und gehe auch nicht davon aus, dass du alle Menschen blöd findest.

Das Menschenbild der Sozialkompetenz

Wie sieht denn nun ein Menschenbild aus, das eine gute Basis für Sozialkompetenz und dadurch auch für einen guten Umgang mit sich und anderen bildet? Es sind diese drei Aussagen, welche das Menschenbild der Sozialkompetenz beschreiben:

Jeder Mensch ist wertvoll.

Jeder Mensch ist fähig, die Verantwortung für sich zu übernehmen.

Jeder Mensch kann sich weiterentwickeln.

In der Transaktionsanalyse wird dafür der Begriff ok verwendet. Bezeichnest du in diesem Sinne jemanden als ok, dann siehst du ihn als wertvoll sowie fähig, die Verantwortung für sich zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln.

Sein und Tun auseinanderhalten

Du kannst jemanden als ok sehen, auch wenn du nicht damit einverstanden bist, was diese Person tut, sagt oder denkt. Das Sein eines Menschen ist nicht das Gleiche wie das Tun. Auch wenn jemand Mist gebaut hat oder Ansichten hat, die den deinigen komplett widersprechen, ist er trotzdem wertvoll.

Sein und Tun auseinanderzuhalten ist im Alltag manchmal sehr herausfordernd. Gerade in Konfliktsituationen neigen wir dazu nur noch das zu sehen, was uns beim Gegenüber nicht passt. Dass dir etwas nicht passt ist in Ordnung. Wenn du damit deinem Gesprächspartner jedoch auch den Wert absprichst, dann ist es nicht mehr in Ordnung. Diese Person ist dann für dich nicht mehr ok und die Basis für eine Lösung fehlt. Die Chance, dass sich der Konflikt verhärtet ist sehr groß.

Fällt es dir schwer, in bestimmten Situationen jemanden als ok zu sehen? Dann mache dir bewusst, dass dieser Mensch einmal wie du als unschuldiges Kind zur Welt kam. Meistens fällt es leicht, ein Baby als wertvoll zu sehen. Der wertvolle Kern ist auch bei Erwachsenen noch da. Vielleicht nimmst du ihn nicht sofort wahr, weil er durch Verhaltensweisen, die sich jemand angeeignet hat, verdeckt ist. Wir alle – auch du – haben unsere Geschichte. Wir alle haben uns aufgrund unserer Geschichte Verhaltensweisen und Einstellungen ange­eignet, welche andere Menschen nicht toll finden. Und wir alle sind trotzdem wertvoll.

Die Haltung der Sozialkompetenz

Die Haltung, die du in Beziehungen einnimmst, ist eng mit der Frage verknüpft, ob für dich Menschen in der jeweiligen Situation ok sind.

In der Gestaltung von Beziehungen stellen sich zwei Fragen:

  1. Empfindest du dich als ok?
  2. Siehst du dein Gegenüber als ok?

Je nachdem, wie die Antworten auf die beiden Fragen ausfallen, ergeben sich vier mögliche Haltungen. Franklin H. Ernst hat diese in einer Matrix dargestellt.

Matrix der Haltungen

Die Ok-Haltung

Das Feld rechts oben ist die Haltung, die der Sozialkompetenz zugrunde liegt: ich bin ok – du bist ok. Nimmst du diese Haltung ein, siehst du sowohl dich selbst, als auch dein Gegenüber als wertvoll sowie fähig, Verantwortung zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln.

Es ist allerdings ein zu hoch gestecktes Ziel, immer die Haltung ich bin ok – du bist ok einnehmen zu wollen. Das wird dir nicht gelingen. Du wirst immer wieder mal in eine andere Haltung wechseln und entweder dich, dein Gegenüber oder beide als nicht ok sehen. Wird dir das in diesen Situationen vermehrt bewusst und gelingt es dir dann, wieder in die Ok-Haltung zu wechseln, hast du schon viel erreicht.

Mache dir immer wieder bewusst, dass du und auch die anderen wertvoll, verantwortungs- und entwicklungsfähig sind. Das ist die Basis für sozial kom­petentes Verhalten und ein konstruktives Miteinander. Von allen Inputs, die du von mir erhältst, ist das der wichtigste. Die innere Haltung trägt maßgeblich zum Gelingen von Kommunikation, Beziehungsgestaltung und Konfliktlösung bei.

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