7 Möglichkeiten den Dramen im Berufsalltag zu entgehen

7 Möglichkeiten den Dramen im Berufsalltag zu entgehen

3. April 2019


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Mit Sozialkompetenz auf Du
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7 Möglichkeiten den Dramen im Berufsalltag zu entgehen
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Kennst du das? Du erlebst dich immer wieder in ähnlichen Situationen, nach denen du dich unwohl fühlst. Es sind kleinere oder größere Dramen, die sich in deinem Arbeitsalltag immer wieder abspielen. Wahrscheinlich bezeichnest du das, was sich da abspielt nicht als Drama. Wer will denn schon eine Drama-Queen sein? Oder ein Drama-King. Und trotzdem gibt es diese unliebsamen Szenen, die sich zwischen dir und anderen abspielen.

Das Dramadreieck

Wirfst du einen Blick auf Dramen, die du in der Literatur, in Märchen oder in Filmen findest, wirst du wahrscheinlich das Gleiche bemerken wie der Psychologe Stephen Karpman. Er hat solche Geschichten analysiert und festgestellt, dass es meist drei charakteristische Rollen gibt: Opfer, Bösewichte und solche, die versuchen, das Opfer zu retten.

Der Reiz oder die Spannung liegt nun darin, dass es irgendwann zu einem Rollenwechsel kommt. Der böse Wolf ist am Schluss das Opfer und Rot­käppchen wird zusammen mit der Großmutter und dem Jäger zum Verfolger.

Diejenigen, die sich diese Dramen erdacht haben, haben sich vom echten Leben inspirieren lassen. Auch da gibt es diese Rollen. Und auch da gibt es die Rollenwechsel. Das von Karpman entwickelte Dramadreieck stellt die Dynamik dieser Alltagsdramen – in der Transaktionsanalyse werden sie Spiele genannt – grafisch dar:

Dramadreieck

Ein Beispiel

Odette ist Teamleiterin in einem Telekommunikations-Unternehmen. Sie ver­bringt die Mittagspause mit ihrer Kollegin Rebekka, die ein anderes Team im selben Unternehmen leitet.

Odette: Ich habe ein Riesenproblem mit einer Mitarbeiterin in meinem Team. Sie kommt jeden Morgen zu spät. Ich habe absolut keine Ahnung, wie ich das lösen soll.

Rebekka: Sag ihr doch einfach, dass du das nicht tolerierst.

Odette: Ja, das könnte ich … Doch ich möchte doch nicht als die Böse da­stehen. Und irgendwie kann ich sie ja auch verstehen. Sie muss doch immer ihr Kind in die Kita bringen.

Rebekka: Dann kann sie ja dafür abends etwas länger arbeiten.

Odette: Das macht sie ja schon. Sie bleibt immer etwas länger.

Rebekka: Ok, dann lass sie doch einfach morgens später kommen.

Odette: Ja, das könnte ich, doch ich befürchte, das gibt Unstimmigkeiten im Team.

Rebekka: Frag doch mal an einer Teamsitzung, wie das für die anderen wäre. Vielleicht findet ihr gemeinsam eine Lösung.

Odette: Ja, das wäre eine Möglichkeit, doch ich möchte die Mitarbeiterin nicht vor dem ganzen Team bloßstellen.

Rebekka: (ratlos) Hm…

Odette: (gereizt) Ich sehe schon, du kannst mir auch nicht helfen. Und ich dachte, du mit deiner Erfahrung hättest eine gute Lösung für mich!

Odette verlässt verärgert den Raum und Rebekka sitzt perplex da und versteht die Welt nicht mehr.

Odette und Rebekka

Was ist da los?

Analysieren wir mal anhand des Dramadreiecks, was sich da zwischen Odette und Rebekka abgespielt hat.

Odette übernimmt zu Beginn die Opfer-Rolle. Sie kommt mit einem „Riesen­problem“ – ist das Problem wirklich so riesig? – zu ihrer Kollegin. Die Möglichkeiten und Ideen, die sie hat, dieses Problem zu lösen, blendet sie aus.

Ohne konkret danach gefragt zu werden, macht Rebekka einen Lösungsvorschlag nach dem anderen. Auch sie blendet aus, dass Odette durchaus die Fähigkeit hat, die Situation mit ihrer Mitarbeiterin selbst zu lösen. Sie fühlt sich verantwortlich, eine gute Lösung zu liefern. Sie besetzt die Retter-Rolle.

Nachdem Odette jeden Vorschlag mit einem „ja, aber…“ abgelehnt hat, wech­selt sie in die Verfolger-Rolle und greift Rebekka an. Diese wiederum vollzieht einen Wechsel in die Opfer-Rolle.

Am Schluss fühlen sich beide schlecht.

Merkmale von Dramadreiecks-Spielen

Was sich da zwischen Odette und Rebekka abgespielt hat, wird als „Ja, aber“-Spiel bezeichnet. Es ist nur eine von unzähligen Formen von Spielen im Drama­dreieck. Es gibt Dramen mit zwei Beteiligten und solche mit drei oder mehr Akteuren. Es gibt Dramen, die mit der Opfer-Rolle beginnen, und andere wer­den durch die Verfolger-Rolle eingeleitet, wieder andere durch die Retter-Rolle. Egal, wie der Ablauf des Dramas genau aussieht, es gibt einige Merkmale, die auf alle Spiele im Dramadreieck zutreffen:

  • Die Beteiligten nehmen mindestens einen Aspekt nicht wahr, der für die aktuelle Situation relevant ist.
  • Es sind verborgene Motive im Spiel (die den Betroffenen oft nicht bewusst sind).
  • Es kommt früher oder später zu einem Rollenwechsel.
  • Am Schluss erleben alle ungute Gefühle.

Wie es dir gelingt, dich aus dem Dramadreieck rauszuhalten

Bevor ich dir einige Tipps gebe, noch dies: es ist nicht realistisch, dich völlig und immer vom Dramadreieck fernzuhalten. Sei nicht zu streng mit dir selbst. Wenn du dich jedoch damit auseinandersetzt und vergangene Situationen reflektierst, wird es dir immer mehr gelingen, nicht in solche Spiele einzusteigen. Oder du merkst, dass du dich im Dramadreieck be­fin­dest und kannst dann aussteigen.

Hier meine sieben Anregungen:

1. Ok-Haltung einnehmen

Solange du die Haltung „ich bin ok – du bist ok“ einnimmst, bist du immun gegen Spiele im Dramadreieck.
(siehe Beitrag Die Haltung ist mehr als die halbe Miete)

2. Lieblingsspiele kennen

Du wirst wahrscheinlich ein relativ kleines Repertoire an Spielen haben, an denen du dich im beruflichen Kontext beteiligst. Beobachte dich selbst und analysiere unbefriedigende Momente, die du erlebt hast. Du wirst gewisse Muster erkennen, die sich wiederholen. Sobald dir klar ist, wie die Dramen ablaufen, an denen du beteiligt bist, wird es einfacher, sie im Moment zu erkennen und nicht mitzuspielen.

3. Wunde Punkte kennen

Hier geht es um etwas Ähnliches wie beim vorherigen Punkt. Welches sind deine wunden Punkte? Was muss geschehen, dass du in Gefahr bist, ins Dramadreieck einzusteigen? Welches ist deine bevorzugte Rolle? Hilfst du gerne und stehst in Gefahr, die Retter-Rolle einzunehmen? Oder neigst du eher dazu die Opfer- oder die Verfolger-Rolle zu übernehmen?

4. Auf Absolutbegriffe, Pauschalisierungen und Superlative achten

Oft stehen Übertreibungen am Anfang von Spielen. Achte auf folgende Begriffe, um sie zu erkennen:

  • Absolutbegriffe
    immer, nie, alle, jeder, niemand usw.
  • Pauschalisierungen
    z. B. „Vorgesetzte sehen die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter einfach nicht.“
  • Superlative
    das schlimmste, das größte, der dümmste usw.

Hörst du solche Begriffe, dann ist die Gefahr groß, dass du gerade in ein Dramadreiecks-Spiel eingeladen wirst.

Und auf der anderen Seite: vermeide solche Begriffe!

5. Der eigenen Verantwortlichkeit bewusst sein

Wer sich im Dramadreieck befindet übernimmt entweder zu viel oder zu wenig Verantwortung. Wenn dir klar ist, wie weit deine Verantwortung geht und wo sie endet, wird es dir leichter fallen, nicht ins Dramadreieck einzusteigen.

6. Nachfragen

Wenn du merkst, dass du kurz davorstehst, ins Dramadreieck einzutreten oder schon drin bist, hilft oft eine einfache Frage:

„Was erwartest du von mir?“

Diese Frage – in der Ok-Haltung gestellt – kann der Einstieg sein, um mit deinem Gegenüber zu klären, worum es euch den geht. Hätte Rebekka diese Frage gestellt, hätte Odette möglicherweise geantwortet: „Ich brauche einfach mal jemanden, der meinen Frust anhört.“ Somit wäre beiden klar gewesen, dass es nicht Rebekkas Aufgabe ist, Odettes Problem zu lösen.

7. Vereinbarungen treffen

Klare Vereinbarungen tragen dazu bei, dass Spiele vermieden werden können. Da ich zu diesem Punkt einen eigenen Beitrag schreiben werde, gehe ich hier nicht weiter darauf ein.

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